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Adventskalender - Tag 2

2.

Im Vereinsstübli des HC Schattenbach United haben sich schon diverse Dramen und Tragödien abgespielt. Titel und persönliche Schicksale wurden gefeiert, Niederlagen und Schicksalsschläge im Bier ertrunken. Im Alltag wurde das Stübli aber oft für Administratives gebraucht. Oder aber es ist die ideale Lokalität für eine Versammlung.

Am heutigen Tag lud die Vereinsführung die örtlichen Pressevertreter zu einer Konferenz. Es galt etwas Personelles zu verkünden. Vereinspräsident Noldi Pommes richtete das Wort an drei anwesende Journalisten.
«Geschätzte Medienverterter… »
«…innen» ergänzte eine der Journalistinnen im Publikum.
«Ist schon gut Frau Stöckli» wiegelte Pommes ab und setzte von Neuem an. «Sie alle haben die Ergebnisse der letzten Wochen mitbekommen und wir…» er deute auf sich und die neben ihm sitzende Karin«von der sportlichen Führung sind zum Schluss gekommen, dass es so nicht mehr weiter geht. Es benötigt frische Ideen, einen Umsturz, kurz einen Neubeginn. Schweren Herzens…» Er wischte eine imaginäre Träne aus seinem linken Auge. «… haben wir uns von unserem geli… geschät.. naja, sagen wir… angestellten Trainer Heribert Mailänder getrennt. Die Vertragsauflösung erfolgt per sofort.»
Ein leises Raunen ging durch den Saal. Während einer der beiden Herren eifrig auf seinen Block kritzelte, hatte Frau Stöckli ein Aufnahmegerät eingeschaltet. Der Dritte im Bunde tippte auf seinem Hosentelefon herum.
«Wir wünschen Herrn Mailänder alles Gu… nun… der wird schon zurechtkommen. Für die kommenden Spiele ist es uns gelungen, einen profunden Kenner des Sports und einen Taktiker der alten Schule zu gewinnen. Sie alle kennen ihn als gewitzten und scharfzüngigen Kritiker. Was einige aber über ihn nicht wussten ist, dass er vor seiner Reporterkarriere eine Trainerlizenz gemacht und auch mehrere Mannschaften betreut hat. Bitte begrüssen Sie Herrn Hanspeter Danuser.»
Danuser schritt aus dem Nebenraum auf die improvisierte Plattform und setzte sich zwischen Karin und Pommes.
«Vielleicht kann Coach Danuser ein paar Worte an Sie richten» ermunterte Karin den Neo-Trainer mit einem Lächeln.
«Sie alle kennen mich als Mann weniger Worte…» begann Danuser. «Gibt es irgendwelche Fragen?»
Frau Stöckli setzte zu einer Frage an, wurde jedoch vom Chronist mit dem Telefon unterbrochen.
«Zaus Klaugg vom Fachmagazin «Wristshot». Zuerst etwas Persönliches, dürfen wir Sie Hanspi nennen?»
«Nein.»
«Alles klar Hanspi, dann zur zweien Frage. Die Mannschaft fiel zuletzt durch lustlose Auftritte, eine Lotter-Verteidigung und einen unglücklichen Schillerfalter auf. Denken Sie dies ist auf ein unfähiges Operetten-Management zurückzuführen?»
Hanspeter Danuser stöhnte. Das konnte ja noch heiter werden.